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Sicher und Lautstark: Motorradfahren und Gehörschutz

Motorradfahrer mit Gehörschutz.
Keine Dröhnung bitte!
Ein Gespräch mit dem Motorradfahrer und OHRWERK Hörgeräte Geschäftsführer Michael Leuschner über verschiedene Arten von Gehörschutz, den Nachteil großer Fahrer und warum er keine Freisprecheinrichtung braucht.
Sie haben sich einen maßgeschneiderten Gehörschutz machen lassen. Wie geht es Ihnen damit?
Bei langen Etappen ermüdet man deutlich weniger. Wenn ich den Helm absetze und den Gehörschutz rausnehme, bin ich entspannt.

Was erzeugt eigentlich den Lärm beim Motorradfahren?
Hauptsächlich der Fahrtwind. Ganz besonders auf Naked Bikes ohne Frontverkleidung, die ich gerne fahre. Die Schallbelastung liegt je nach Tempo zwischen 90 und 100 Dezibel (dB). Das entspricht einem Presslufthammer. Schon ab einem Lärmpegel von 85 dB ist am Arbeitsplatz ein Gehörschutz vorgeschrieben.

Hatten Sie schon mal Probleme mit den Ohren?
Ohne Gehörschutz nehme ich den Helm ab und mir klingeln die Ohren. Außerdem habe ich einen Tinnitus. Der bereitet mir zwar derzeit keine Probleme. Aber damit das so bleibt, schütze ich meine Ohren.

Wie kann man sich das vorstellen?
Wenn ich lange Strecken auf der Autobahn fahre, nehme ich den 25-dB-Filter. Der dämmt richtig gut. Fahre ich gemütlich über Land, nehme ich den 10-dB-Filter. Ein bisschen will man ja auch sein Motorrad noch hören.

Schützt nicht auch der Helm vor Lärm?
Die Helme dämmen zwar heute besser als früher, doch das reicht nicht. Für die Geräuschentwicklung kommt es drauf an, wie der Helm dem Fahrtwind ausgesetzt ist. Das hängt auch von der Größe ab. Ich bin 1,90 Meter. Selbst wenn ich ein Motorrad mit Frontscheibe fahre, wird mir die Windströmung von der Scheibe direkt unter den Helm geleitet. Das ist lauter als ohne. Längere Strecken fahre ich nie ohne Ohrstöpsel.

Warum haben Sie sich für einen maßgefertigten Gehörschutz entschieden?
Ich habe mit Standardstöpseln aus Schaumstoff angefangen. Weil sie offenporig sind, setzt sich da Cerumen ab. Nach kurzer Zeit will man diese Stöpsel nicht mehr anfassen. Dann habe ich mir die etwas bessere Variante besorgt – mit Silikonschirmchen. Damit kam ich mäßig zurecht. Meine Gehörgänge sind schmal. Es war immer unbequem. Dieses Jahr habe ich mir einen maßgefertigten Gehörschutz gegönnt. Der ist sehr angenehm. Die Ohrstöpsel sind aus weichem Silikon. Da ziehe ich einfach den Helm drüber. Beim Fahren nehme ich sie gar nicht wahr.

Wie lief die Anpassung?
Sie bekommen eine Art Knetmasse ins Ohr. Aus dem Abdruck wird eine Negativform hergestellt, die ausgegossen wird. Alternativ wird der Abdruck gescannt und der Gehörschutz im 3D-Drucker gefertigt.

Andere Verkehrsteilnehmer zu hören ist auf dem Motorrad lebenswichtig. Wie geht das mit Ohrstöpseln?
Der maßgefertigte Gehörschutz schließt dicht ab und schützt so vor Windgeräuschen. Ein Schallkanal lässt jedoch Umgebungsgeräusche wie Hupen oder Martinshorn durch.

Was ist, wenn man mit Gehörschutz telefonieren oder Musik hören möchte?
Die Freisprecheinrichtung erzeugt etwa 65 bis 70 Dezibel (dB). Unter 45 dB ist Sprache nicht mehr verständlich. Das heißt, mit einem 10-dB-Gehörschutz verstehen Sie sehr gut. Wobei ich persönlich immer ohne Freisprecheinrichtung fahre. Auf dem Motorrad genieße ich die Ruhe. Für mich gibt es nichts Erholsameres, als ohne Ablenkung über Land zu fahren.

Für alle, die jetzt über einen individuellen Gehörschutz nachdenken. Was kostet das?
Etwa 200 Euro. Bei guter Pflege hält der Gehörschutz drei bis vier Jahre. Nach zwei Jahren sollte man prüfen lassen, ob er noch dicht ist. Das menschliche Ohr verändert sich ständig. Passt alles, kann man ihn weiter nutzen. Die Anschaffung lohnt sich auf jeden Fall, wenn man weiß, was ein Tinnitus ist. Außerdem kommt man viel entspannter an.
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