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Luca Eberle – Skifahren mit Hörbeeinträchtigung

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„Das letzte Dreiviertel-Jahr habe ich jeden Tag trainiert“
Luca Eberle, 21, trat im März 2024 bei den Deaflympics, den Olympischen Winterspielen der Gehörlosen, für Deutschland an. In einem Videocall spricht er über sein Trainingspensum, das Verhältnis zu seinem Chef und über die Frage, die er von Normalhörenden immer wieder gestellt bekommt.
Wie lange trägst du schon Hörgeräte?
Seit ich neun bin. Ich habe erst mit sechs Jahren angefangen zu sprechen, bis dahin habe ich gebärdet. Ohne Hörgeräte nehme ich 40 Prozent von dem wahr, was Normalhörende hören.

Und wie lange fährst du schon Ski?
Seit meinem zweiten Lebensjahr. Skifahren war bei uns im Dorf normal; und beim Skifahren war es egal, ob ich der Luca bin, der fast nichts hört.

Was gefällt dir am Skirennfahren?
Ich mag die Geschwindigkeit, und dass ich ganz für mich allein bin.

Du hast dieses Jahr bei den olympischen Winterspielen der Gehörlosen in der Türkei teilgenommen. Mit welchem Ergebnis?
Ich bin in allen Disziplinen unter die Top 10 gekommen. Das wollte ich erreichen. Ich bin sehr zufrieden.

Die deutsche Gehörlosen-Nationalmannschaft Ski Alpin besteht derzeit aus drei Personen. Warum seid ihr nicht mehr?
Skifahren ist ein teurer Spaß. Ich brauche zum Beispiel pro Saison drei Paar Rennskier, wobei jedes Paar etwa tausend Euro kostet. Obwohl wir von unserem Verband, dem DGSV, und einigen Unternehmen unterstützt werden, müssen wir noch etwas drauflegen. Hinzu kommt, Skirennfahren ist Leistungssport. Da bleibt nicht viel Freizeit.

Wie viel hast du für die Deaflympics trainiert?
Das letzte Dreiviertel-Jahr habe ich jeden Tag trainiert. 4-mal die Woche im Fitness-Studio, 3-mal die Woche joggen, 4-mal die Woche Skifahren.

Und dann arbeitest du noch …
Ich bin seit Ende 2023 Glasergeselle, übrigens zweitbester in Deutschland. Ich habe bei den German Craft Skills – der deutschen Meisterschaft im Handwerk – den zweiten Platz belegt. Diesen Sommer möchte ich meinen Meister machen. Um das alles zu schaffen, trainiere ich oft morgens um 5:30 Uhr.

Wie reagiert dein Chef, wenn du wieder mal Urlaub für ein Rennen brauchst?
Ich habe das Glück, in der Firma meines Vaters zu arbeiten. Das macht eine Freistellung einfach. Er kennt meinen dichten Rennkalender. Die Saison fängt im August an, da geht es ein paar Tage auf die Gletscher. Bis zum Frühling fahren wir drei bis vier Europa-Cups. Da bin ich auch jeweils eine Woche weg.

Viele kennen die Paralympics, aber nur wenige die Deaflympics, die Olympischen Spiele der Gehörlosen. Woran liegt das?
Wir bräuchten mehr mediale Aufmerksamkeit. Erfreulicherweise haben dieses Jahr die Allgäuer Zeitung und der Bayerische Rundfunk über uns berichtet. Darauf wurde ich prompt angesprochen.

Was ist die häufigste Frage, die du von Normalhörenden gestellt bekommst?
„Warum tretet ihr nicht bei den regulären Skirennen an?“. Viele verstehen nicht, dass ein Hörverlust im Rennen ein Handicap ist.

Wieso das?
Viele gehörlose Skirennfahrer und -fahrerinnen haben ein Gleichgewichtsproblem. Man fühlt zwar den Untergrund, hört aber nicht, ob es Eis oder Schnee ist. Geräusche helfen normalerweise dabei, sich ein Bild von der Umgebung zu machen. Richtig schwierig wird es bei Nebel, wenn man nur drei Meter sieht. Dann fehlen neben den akustischen auch noch die visuellen Informationen, das ist ein klarer Nachteil. Durch Training lässt sich das gut ausgleichen – zumindest bei mir. Ich balanciere regelmäßig auf der Slackline und auf dem Roll Board; ich laufe sogar mit den Skischuhen über die Slackline.

Wie halten deine Hörgeräte diese vielen Aktivitäten aus?
In letzter Zeit war ich relativ oft beim Akustiker, ungefähr ein Mal im Monat. Meine Hörgeräte sind schon etwas älter. Da braucht man mal neue Ohrstücke, mal muss ein gebrochener Draht getauscht werden. Ich bin seit 11 Jahren Kunde bei OHRWERK in Füssen. Das Team dort ist sehr kompetent. Ich fühle mich sehr gut betreut.

Was hat bei den Deaflympics den stärksten Eindruck bei dir hinterlassen?
Die karge Landschaft – diese Wüste aus Eis und Schnee. Und der ungewöhnlich trockene, sehr feine kompakte Schnee. Ganz anders als bei uns in den Nordalpen.

In vier Jahren sind die nächsten Deaflympics. Hast du schon Ziele?
Ich möchte unter die Top 5 kommen. Doch vorher steht diesen Winter erst mal die Weltmeisterschaft in Tschechien an. Bis dahin trainiere ich so viel, wie geht.

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