Seit wann hast du ein Cochlea-Implantat?
Ich bin von Geburt an gehörlos. Mit zweieinhalb wurde ich implantiert. Später bin ich auf eine Regelschule gegangen. Ich bin in einer hörenden Familie groß geworden. Ohne Cochlea-Implantat (CI) beginnt meine Hörschwelle bei 120 Dezibel, das entspricht einem startenden Flugzeug.
Du bist letzte Woche bei den Deaflympics, den Olympischen Spielen der Gehörlosen, für Deutschland gestartet. Wie ist es gelaufen?
Für mich persönlich gut. Im Riesen-Slalom habe ich den 6. Platz geholt, im Slalom den 9. Im Super-G bin ich 10. geworden. Und im Parallel-Slalom bin ich ins Viertelfinale gekommen. Klar, will man immer das beste Ergebnis erzielen. Aber unter die Top 10 zu kommen, ist gut, wenn man weiß, dass die ersten fünf Plätze von Profis belegt wurden. Das sind Athleten, die das hauptberuflich machen. Ich arbeite dagegen Vollzeit als Elektroniker.
Im Wettkampf sind jegliche Hörhilfen verboten. Warum ist das so?
Damit keiner benachteiligt wird. Im Wettkampf bist du aber ohnehin so auf deinen Lauf konzentriert, dass du nichts anderes wahrnimmst. Außerdem ist Skifahren kein Mannschaftssport. Man muss sich nichts zurufen und sich verständigen.
Hast du dich deshalb für den Skirennsport entschieden?
Nein, ich habe früher hauptsächlich Eishockey gespielt und bin parallel dazu Ski gefahren. Mit 15 habe ich von einem Kumpel erfahren, dass es die Gehörlosen-Nationalmannschaft Ski-Alpin gibt. Skifahren war schon damals meine Leidenschaft. Seit 2018 bin ich im Nationalkader des Deutschen Gehörlosensportverband DGSV. Letzten Sommer wurde ich mit Nele Schutzbach und Luca Eberle für die Deaflympics Winterspiele nominiert. Seither habe ich viermal die Woche trainiert. Meistens am ATA (Oberjoch) oder im Skizentrum Pfronten.
Tragt ihr Im Training auch keine Hörgeräte?
Wir fahren mal mit, mal ohne. Bei Schlechtwetter lassen wir die Hörgeräte drin. Aus Sicherheitsgründen. Bei schlechter Sicht hört man sonst keine Pistenfahrzeuge.
Ein Cochlea-Implantat ist teuer. Wie groß ist die Gefahr, es beim Skifahren zu verlieren?
Gar nicht. Ich trage immer einen Helm.
Und im Alltag, wie kommst du da mit dem CI zurecht?
Ganz normal. Ein Werkstattbesitzer hat erst nach Monaten gemerkt, dass ich ein CI habe. Ich trage im Alltag oft eine Cap. Da sieht man das CI nicht.
Erlebst du berufliche Einschränkungen?
Es gibt Maschinen mit starken Linearmagneten, die ich nicht bauen kann. Ihr Magnetfeld würde die Elektronik meines CIs beschädigen.
Wie wichtig ist die Unterstützung durch einen erfahrenen Hörakustiker oder eine erfahrene Hörakustikerin?
Sehr wichtig, ich bin bei OHRWERK Hörgeräte in Kempten Kunde. Die Pädakustikerin dort, Sonja Braun, kennt mich von klein auf. Sie weiß, was ich brauche, und nimmt sich viel Zeit. Ein gut angepasster Sprachprozessor ist Einstellungssache; da muss man viel Ausprobieren.
Kannst du den Sprachprozessor über dein Smartphone steuern?
Das ist möglich. Doch wenn die Einstellungen gut passen, wie bei mir der Fall, dann ändert man daran nicht viel. Höchstens, wenn ich daheim mal mit der Kreissäge arbeite, dann regele ich die Lautstärke runter.
Was wird dir von den Deaflympics in Erinnerung bleiben?
Die Atmosphäre während der Spiele. Die Anspannung vor dem Rennen. Und der Zusammenhalt in der Mannschaft, das ist etwas ganz Besonderes. Jeder Lauf dauert nur zwei Minuten. Den Rest des Tages bist du dann mit deinem Team unterwegs.